|
Blackmore´s Night
Bei Ritchie brennt demnächst der Baum
GoodTimes 4/2004
Das grenzt an Hyperaktivität: Seit Gitarrist
Ritchie Blackore mit Lebensgefährtin Candice Night 1997 das Projekt
Blackmore´s Night mit mittelalterlich geprägter Musik startete,
hat er 5 Alben veröffentlicht. Dazu weltweit Konzerte, häufig auf
deutschen Burgen und Schlössern. Die Liebe zu historischen Orten verbindet
die Amerikanerin und den Briten , die auch schon an Weihnachten denken. Vor
ihrer Deutschland Tour 2004 sprach GoodTimes – Mitarbeiter Phillip Roser
mit den beiden.
Anfangs schob Mund – zu – Mund – Propaganda euer Projekt an , im Business
und bei den Medien überwog Skepsis. Welche Rolle spielte das Internet?
Blackmore: Ich sitze zwar nicht oft am Computer, aber Webseiten sind ungemein
wichtig, eine Art Fenster zur Welt. Als ich Deep Purple 1992 verließ,
war ich unsicher, was ich machen sollte. Ich reformierte Rainbow für
eine Platte, habe das aber bald wieder beendet, weil es nicht anderes war
als die Tretmühle bei Deep Purple. Ich suchte was ganz Neues – und
mittelalterliche Musik faszinierte mich schon seit 1974, als ich im Fernsehen
hörte, was David Munroe für eine Sendung über Henry VIII.
komponiert hatte. Diese Musik nahm mich so gefangen, dass ich nichts anderes
mehr hörte, wenn ich nicht gerade Rock´n Roll spielte – und der
Rest ist Geschichte (nachzulesen GoodTimes 1/2001).
Du hast in den ersten Jahren von Blackmore´s Night überwiegend
akustische Gitarre gespielt. Auf eurer letzten CD Ghost Of A Rose gab es
dann wieder Strom…
Blackmore: Ja, ich habe die elektrische Gitarre neu entdeckt, habe wieder
Lust darauf. Heute spiele ich beides. Mit der elektrischen ist die Form
freier gestaltbar, bei der akustischen sind die Parts stärker ausgearbeitet.
Wie hat sich deine Arbeit an der E – Gitarre durch die Akustikgitarre verändert?
Blackmore: Auf der Akustikgitarre habe ich die Saiten mit de Fingern gezupft
und angeschlagen. Elektrisch spielte ich zwar immer noch mit einem Plektrum,
aber auch öfter mit den Fingern. Mein Spiel hat sich dadurch verbessert.
Übst du täglich?
Blackmore: So gut wie – das ist aber kein herkömmliches Üben.
Ich mache nebenbei was anderes, sehe fern oder schaue einfach in der Gegend
rum.
Werdet ihr in Deutschland in für Euch neuen Burgen und Schlössern
auftreten?
Blackmore: Ja.
Night: Wir forschen in vielen Büchern und auf Websites danach, haben
uns quasi zu `Burgen – Such – Experten` entwickelt. Wir stellen Listen zusammen,
die wir dann unserem Touragenten schicken.
Blackmore: Wir wollen Arbeit und Vergnügen verbinden. Wenn wir irgendwo
spielen, bleiben wir gern zwei , drei Tage in der Gegend und schauen uns
um. Oder wir beziehen ein festes Quartier, von dem aus wir dann zu den Konzerten
anreisen.
Night: Was wir in den Burgen sehen und erleben, liefert uns auch Inspiration,
die wir später in den Songs verarbeiten.
Blackmore: Jeder Ort weckt bei uns Resonanz – ich liebe die Natur generell,
weil man sich in sie zurückziehen, auf Abstand gehen kann. Ich kann
dann viel freier Atmen!
Macht ihr das auch in anderen Ländern, etwa in Frankreich oder Osteuropa?
Blackmore: Ja, zum Beispiel in Ungarn oder…
Night: in der Tschechischen Republik.
Blackmore: Meistens spielen wir außerhalb Deutschlands aber in Theatern
oder Konzerthallen. Was wir meiden sind typische Rock´n Roll - oder
Blues – Clubs.
Was bringt ihr zur Tournee mit?
Night: Wir haben ein Kollektion romantischer Songs zusammengestellt. Unsere
Plattenfirma überlegt, auch ein paar Stücke von der geplanten
DVD mit drauf zu nehmen.
Wie weit ist die?
Night: Wir haben im letzten Jahr schon viel
mitgeschnitten, wollen aber auch noch ein paar Shows der aktuellen Tour aufzeichnen.
Die DVD soll im November erscheinen.
Wie ist das: Man steht auf der Bühne und weiß, dass Kameras
mitlaufen…
Blackmore: Gute Frage! Wir hatten in Solingen ein Kamerateam dabei und
meinten, das es genau das richtige Ambiente wäre. Aber plötzlich
waren da so viele Kameras und Kabel, so viel elektrisches Equipment, dass
die Atmosphäre völlig ruiniert war.
Inwiefern?
Blackmore: Ich dachte, ich bin im Studio und war absolut nicht glücklich
darüber. Ich sagte:“ Habt ihr überlegt, ob die elektrische Power
hier überhaupt ausreicht? Es wird alles zusammenbrechen!“ Und genau
so kam es: Nach der Hälfte des Sets fiel der Strom aus.
Night (lacht): Mitten in „Home again“! An dem Tag ging wirklich alles schief!
Es goss wie aus Kübeln, dann der Stromausfall – man könnte das
alles kein zweites Mal hinkriegen. Dabei sind wohl einige denkwürdige
Filmaufnahmen entstanden! Und es war ein besonders Erlebnis, weil Band und
Fans ganz eng zusammenrückten – wir lachten nur noch, statt uns aufzuregen.
Nicht mal der Notstromgenerator funktionierte noch!
Gibt es bei den nächsten Konzerten neue Songs?
Blackmore: Wir streuen immer ein paar neue Ideen ein. Aber jedes Mal nimmt
das jemand auf und diese Songs kursieren dann, obwohl sie noch nicht eingespielt
sind. Darum stellen wir kaum noch was vor, das wir nicht schon im Studio
aufgenommen haben.
Denkt ihr schon an ein weiteres Studioalbum?
Blackmore: Wir haben zwar Ideen, aber in den letzten Jahren schon unglaublich
viel veröffentlicht…
Night: Eventuell kommt als Nächstes eine „Christmas“ – CD. Wir haben
traditionelle Weihnachts – und Wintersongs aufgenommen und eigene Stücke
dafür komponiert.
Blackmore: Viele Weihnachtsleider stammen aus dem 14. oder 15. Jahrhundert.
Neuere waren ja ursprünglich keine Weihnachtslieder im religiösen
Sinne, sondern beschäftigen sich mit der Jahreszeit – das beste Beispiel
ist „O Tannenbaum“.
Night: Die Menschen haben diese Lieder über Jahrhunderte immer wieder
verändert, eigene Texte darüber geschrieben, die Arrangements
variiert – so ähnlich machen wir es auch.
Candice, ist was dran an einem Soloalbum?
Night: Ja, etliche meiner Songs lagen lange leblos herum. Einige
nahm Ritchie für Blackmore´s Night – Alben, z.B. „Ivory Tower“
oder „Three Black Crows“. Aber diverse Demos verstaubten allmählich,
oft nur Song – Skeltte mit Klavier und Stimme. Im letzten Jahr bin ich dann
mit „Alone with Fate“ und „Call It Love“ ins Studio gegangen. Ich bin wirklich
zufrieden mit den Ergebnissen, aber dann kamen die Weihnachtslieder und
das Schreiben neuer Songs für Blackmore´s Night dazwischen. Also
konnte ich bisher nicht intensiver an der Soloplatte arbeiten. Aber irgendwann
wird es klappen, vielleicht schon Ende des Jahres.
|