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Musik ohne Grenzen
1963: Ein junger Mann kommt in den Hamburger Starclub, um mit Jerry Lee
Lewis zu spielen. Es ist seine erste Begegnung mit Deutschland, und sie
weckt eine Liebe zu dem Land, die auch über 40 Jahre später ungebrochen
ist. Der Name des jungen Mannes ist Ritchie Blackmore und mit Bands wie
Deep Purple und Rainbow entwickelt er sich in den folgenden Jahrzehnten
zu einer Gitarrenlegende der Rockgeschichte.
„Mich hat von Anfang an die Detailverliebtheit der Architektur in Deutschland
fasziniert, die vielen Fachwerkbauten, die Burgen und Schlösser. Außerdem
hat Deutschland einen sehr starken Bezug zur Musik der Vergangenheit, und
ich denke, dass es an der Zeit ist, daß die Deutschen stolz auf ihr
historisches Erbe sind. Ich finde es großartig, dass es heutzutage
gerade in Deutschland so viele Mittelalter – und Renaissance - Bands gibt
und sich in dieser Szene vieles tut.“
Zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Amerikanerin Candice Night,
lebt Ritchie Blackmore seit 1997 auch musikalisch unter dem Namen Blackmore´s
Night seinen Hang zur Musik des 16.Jh. aus.
„Es ist eine Epoche, die mich besonders beeindruckt. Mein Interesse an
dieser Musik und dieser Zeit begann mit David Munrow, der die Musik für
die TV – produktion Henry VIII And His Six Wives komponierte. Ich war fasziniert
von ihrer Majestät, Struktur und Leidenschaft. Als ich noch Rockmusik
gemacht habe, habe ich diese Musik schon gehört, hätte mir damals
aber nicht vorstellen können, sie jemals selbst zu spielen. Die wende
kam, als ich 1986 auf einer deutschen Burg Die Geyers spielen hörte.
Es war das erste Mal, dass ich diese Art von Musik tatsächlich live
erlebte und es hat mich direkt fasziniert und nicht mehr losgelassen.“
Nach erfolgreicher Karriere als Rockgitarrist und Konzerten in den großen
Stadien der Welt beschreitet Ritchie mit Blackmore´s Night neue Wege
auf der Suche nach der Vergangenheit.
„Mein Anliegen mit dieser Band ist es, an Orten aufzutreten, die uns persönlich
ansprechen, deshalb spielen wir am liebsten in Burgen und Schlössern.“
Und ein historisches Ambiente ist wie geschaffen für die Musik von
Blackmore´s Night, in der Drehleiern, Rauschpfeifen, Schalmeien und
moderne Instrumente, vor allem aber Candice Night´s glasklare Stimme
und Ritchie´s unverkennbares Gitarrenspiel zu einer romantisch – melodischen
Mischung verschmelzen, einem Crossover aus Folk, Rock und Romantik, wie
Ritchie die Musik von Blackmore´s Night selbst beschreibt.
Jedes Jahr zieht es Candice und Ritchie für eine Konzertreihe nach
Deutschland, so auch in diesem Sommer. Für die Musiker ist ein Aufenthalt
in Deutschland jedoch weit mehr als das Absolvieren eines Pflichtpensums.
„Eine Tour ist für uns auch Urlaub. Wenn wir ein Konzert geben, bleiben
wir noch einen oder zwei Tage in der Gegend und beschäftigen uns mit
der Geschichte des Ortes.“
Viele der Lieder des aktuellen Albums „Ghost Of A Rose“ sind auf Burgen
in Deutschland entstanden, und beide spüren eine mystische Verbindung
zu den Zeugen vergangener Epochen, die immer wieder einfließt in Candice
Texte und Ritchies Musik.
„Manchmal scheint es, als würden wir in unseren Songs die Energie
und die Geister der Gemäuer aufsaugen, die wir besuchen“, sagt Candice
über diese Beziehung und fügt hinzu:“ Wenn wir zum ersten Mal in
einer Burg sind, dann legen wir zuerst unsere Hände auf die Steine,
um die Energie zu spüren , die sich in diesen Mauern hält. Es gibt
so viel, was sie einem erzählen können, und man kann ihren Charakter
spüren, wenn man sich nur darauf einlässt.“
Wichtig ist den Musikern der Kontakt zu ihrem Publikum. Candice erzählt:“
Wir haben schon so viele Fans persönlich kennengelernt, und wenn wir
nach Deutschland kommen, ist es fast wie ein großes Familientreffen.
Es gibt immer wieder neue Fans, die zu Freunden werden. Unsere Musik verbindet
– es gibt keinerlei Barriere zwischen uns Musikern und unserm Publikum.“
Ritchie ergänzt:“ Manchmal verteilen wir vor einem Konzert Fragebögen,
welche Stücke sie hören möchten, denn wir wollen das spielen,
was das Publikum möchte.“
Im Juli werden Blackmore´s Night mit 8 –köpfigem Ensemble die
Hörer erneut auf eine mystische Reise in die Vergangenheit entführen
und für einige Stunden in eine Phantasiewelt eintauchen lassen.
Aus der Karfunkel Zeitschrift Nr. 52 Juni – Juli 2004
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